Archiv, IHM
JVH hob Handwerker aufs Podest
Das erfolgreiche Format des Jahres 2013 auf der IHM wurde auch 2014 weiter fortgesetzt. Gemeinsam mit der Deutschen Journalistenschule (DJS) in München stellte die JVH Aussteller der Sonderschau "Land des Handwerks" vor. Sie wurden am Stand der Arbeitsgemeinschaft der Bayerischen Handwerkskammern von wechselnden Interviewpartnern befragt. Klaus-Peter Adam, Tischlermeister, Bad Segeberg, "Kein Künstler, sondern ein Gestalter", lesen |
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Kooperation mit der Ulmer Uni Claus Eckert, Schreinermeister, ist einer der Geschäftsführer der Schreinerei Lettner in Erbach, unweit von Ulm. Er führt mit Alfred Lettner den Betrieb seit 1996. Seit 2008 produziert die Schreinerei Kickertische für die Bundesliga. Seit 2011 ist sie auch Tischpartner des Deutschen Tischfußballbundes. Das Interview führten Dalia Antar und Felix Hütten Herr Eckert, Sie führen eine Schreinerei. Wie sind Sie auf die Idee gekommen Kicker herzustellen? Sind Sie selbst begeisterter Tischfußballer? Claus Eckert: Beim Bau der ersten Tische, muss ich gestehen, war ich gar nicht dabei. Das war ein Projekt von meinem Kollegen Alfred Lettner. Er war mit ein paar Freunden auf einer Hütte. Da haben sie einen Kicker gehabt. Da kam die Idee. Er hat die Maschinen, die man dafür braucht. Und dann haben sie angefangen, selber Tische zu bauen. Er ist weiterentwickelt worden bis zu dem Stand, wo wir heute sind. Wir können heute wirklich sagen: Wir haben einen der besten Kickertische und den schönsten sowieso. Ich selber habe in der Jugend viel gekickert, spiele ganz gutes Kneipenniveau. Wer ist der bessere Tischfußballer, sind Sie das oder ist das Alfred Lettner? Das muss ich gestehen, das bin ich. Aber das gibt er auch selber zu. Jetzt ist in vier Wochen auch Bundesliga-Start und die neuen Kicker-Figuren werden das erste Mal zum Einsatz kommen. Weltpremiere, also. Sind Sie schon aufgeregt? Wir sind schon aufgeregt. Wir haben die Figuren auch mit Spielern zusammen entwickelt. Wir haben die zum Testen gegeben, da wir doch nicht so gut spielen und auf die Eigenschaften eingehen können. Aber die Resonanz ist durchweg positiv und die Spieler freuen sich wahnsinnig auf unsere neue Figur und auf unseren neuen Ball. Weil Sie gerade sagen, Sie hätten es getestet. Sind Sie da mit einer Kicker-Figur an eine technische Uni gefahren und haben gesagt: „Ich möchte, dass es besser wird, macht mal was draus!“ Das ganze Projekt ist bereits vor vierzehn Monaten gestartet. Bei der Uni in Ulm haben die ersten Berechnungen der alten Figur stattgefunden. Aufgrund von den Rechenwerten für die Figur und dem Tisch ist die neue Figur entstanden. Die ist wiederum gemeinsam mit der Hochschule für Gestaltung in Ulm und Herrn Diener entstanden. Er hat sie optisch entwickelt. Das war so der Weg bis heute. Die Spieler haben die dann zum Testen bekommen. Sie haben noch Kleinigkeiten gehabt, die wir ändern mussten. Wir haben die ersten Prototypen produzieren lassen und werden jetzt die endgültige Version herausbringen. Können Sie kurz was zur Figur sagen? Was kann sie, was die alte nicht konnte? Der größte Vorteil ist, dass sie austariert ist, das heißt, sie bleibt in jeder Lage stehen. Ob quer oder hochkant, sie bleibt immer stehen und fällt nicht runter. Bei unseren alten war das Problem, dass sie runtergefallen sind, wenn man sie senkrecht gestellt hat. Austariert heißt, wir haben die Fußform so verändert und einen Steg eingebaut, dass die Figur leichter wird. Wir haben den Kopf vergrößert, dadurch bleibt die Figur waagerecht stehen. Das hat den Vorteil, dass das Spiel schneller wird. Schnellere Schüsse, schnelleres Spiel. Jetzt möchte ich mir einen neuen Kicker kaufen. Sie bieten auch Sonderanfertigungen an. Ich möchte dies und jenes. Was muss passieren, damit der Kicker am Ende zuhause steht? In der Regel gibt es ein Standardmodell, unser „Hochglanzweiß“. Dann hat der Kunde die Möglichkeit, zwischen 160 Farben auszusuchen. Wir bestellen den Schichtstoff und der wird verpresst. Wir liefern deutschlandweit per Spedition. Der Tisch wird ausgeliefert und aufgebaut. Ansonsten kann man die Formen der Figur und des Tisches ändern. Wir haben auch schon Kicker für acht Mann im Look der Mercedes-Benz Arena gebaut. Ist vielleicht schwierig, dass hier in München zu sagen. Ich hätte auch lieber die Allianz-Arena nachgebaut. Es sah wirklich aus wie die Mercedes-Benz-Arena, mit gebogenen Banden und Plexiglasdach, das war ein spaßiges Projekt. Da sind keine Grenzen gesetzt. Kann ich mich bei Ihnen bewerben zur Ausbildung als „Tischkicker-Meister“? Was muss ich mitbringen? Die Ausbildung „Tischkicker-Meister“ gibt es noch nicht. Sie können sich normal bei uns als Schreiner bewerben. Wir nehmen immer Lehrlinge. Wichtig sind natürlich die Noten, auf die Mathe-Note legt man sehr viel wert. Ein gewisses handwerkliches Talent sollte man mitbringen. Man braucht Fingerspitzengefühl. Das sind so die wichtigsten Sachen. Sie haben angefangen als klassische Schreinerei. Machen Sie neben den Kickertischen noch was anderes oder sind Sie mittlerweile ausschließlich im Tischfußballgeschäft? Wir sind in erster Linie noch eine klassische Schreinerei. Wir machen Innenausbau und Möbel, die ganze Sparte. Kicker ist ein kleines Standbein, auf das wir nicht verzichten möchten. Das macht so 30 Prozent aus, neben dem Tagesgeschäft. Auch wenn mal einen Eilbestellung kommt, schaffen wir es in der Regel innerhalb von vierzehn Tagen, dass der Kicker beim Kunden zuhause ist. |