„Wir sind komplett durchdigitalisiert“
Maximilian Lörzel, Modellbauermeister aus Oberpframmern
Die Schröter Modell- und Formenbau GmbH aus Oberpframmern bei München kombiniert handwerkliches Können und modernste Technologien. Die Firma fertigt Prototypen, funktionsfertige Teile und Fahrzeugmodelle in Originalgröße – und ist daher eine wichtige Schnittstelle zwischen Handwerk und Industrie. Inhaber und Geschäftsführer Maximilian Lörzel erklärt, was sich hinter dem Beruf des technischen Modellbauers verbirgt und welche Chancen und Herausforderungen das Handwerk 4.0 mit sich bringt.
Herr Lörzel, was kann man sich unter der Ausbildung „Technischer Modellbau“ vorstellen?
Ich sage immer, wir sind keine Handwerker, sondern High-Werker, weil wir mit so vielen Hightech-Maschinen arbeiten. CNC-Fräsmaschinen, CAD-Programme, 3D-Drucker. Allein unsere größte Fräsmaschine ist ein Koloss von 160 Tonnen. Die Azubis lernen aber anfangs ganz klassisch, mit Hobel und Feile zu arbeiten. Sie fangen bei den Basics an und steigern sich langsam. Die Ausbildung ist sehr anspruchsvoll, deshalb dauert sie auch dreieinhalb Jahre.
Können sich auch Frauen für so einen technischen Beruf begeistern?
Männer sind ganz klar in der Mehrheit. Aber wir haben mittlerweile sogar drei weibliche Auszubildende. Ich freue mich, dass es immer mehr Interessentinnen gibt. Bisher sprechen wir aber von maximal fünf Prozent.
Stichwort Fachkräftemangel: Spüren Sie den?
Natürlich kenne ich das Problem vieler Handwerksbetriebe. Unsere Firma im Speziellen hat aber keine Schwierigkeiten, Azubis zu finden. Das hat auch einen klaren Grund: Wir zeigen Eigeninitiative. Von selbst kommt das Interesse der jungen Leute nicht. Wir gehen ganz bewusst direkt an die Schulen und stellen die Firma und die Ausbildung zum technischen Modellbauer vor. Das trägt Früchte: Auf zwei Ausbildungsstellen kommen zwanzig Bewerbungen.
Wie ist das Verhältnis zwischen „High-Werkern“ und Industrie?
Unser Beruf ist sehr eng verbandelt mit dem des Ingenieurs. Die kommen zum Beispiel von BMW, Airbus oder VW zu uns und wir gehen gemeinsam die Konzepte und Datensätze durch. Wir arbeiten auf Augenhöhe. Der Unterschied ist, dass wir das umsetzen, was sich die Ingenieure unserer Kunden vorstellen. Die Ingenieure entwickeln neue Motorenkonzepte oder Berechnungen und wir setzen sie um.
Das Thema der Messe ist das „Handwerk 4.0“. Wie nähern Sie sich dem Thema?
Handwerk 4.0 ist für uns nichts Neues. 1991 haben wir die erste Verbindung zwischen Computer und Fräsmaschine hergestellt. 2008 kauften wir unseren ersten 3-D-Drucker. Das war damals der erste in Süddeutschland, weltweit gab es davon erst sieben Stück. Heute sind wir intern komplett durchdigitalisiert. Allerdings gehört dazu auch eine zeitgemäße Infrastruktur. Und da hat der Staat Nachholbedarf, gerade beim Thema „Breitband-Internet“. Alle reden davon, wie wichtig das sei, aber an unserem Firmensitz haben wir eine einfache DSL-Verbindung. Es kommt vor, dass wir Daten von BMW nicht uploaden können und sie uns mit dem Auto auf einem Stick abholen. Zu Horst Seehofer habe ich auf der Messe gesagt, dass in dem Punkt Timbuktu besser ist als Oberpframmern. Vielleicht hilft das (lacht).
Das Gespräch führten Maria Stöhr und Dunja Ramadan
Foto: Michael Schuhmann |