„Unsere Möbel enthalten keine Schadstoffe“
Franz Faust, Schreinermeister aus Murnau am Staffelsee
Franz Faust gründete sein Unternehmen 1999 in Berlin, bevor er seinen Firmensitz 2007 nach Murnau verlagerte. Die Schreinerei ist auf Linoleum-Beschichtungen spezialisiert.
Herr Faust, auf Ihrer Homepage schreiben Sie, dass Linoleum sehr umweltverträglich ist. Wenn wir einen Ihrer Linoleumtische nach ein paar Jahren nicht mehr brauchen, könnten wir den dann in den Wald werfen?
Im Prinzip ja. Aber besser wäre es, wenn Sie ihn bei uns neu beschichten lassen. Wir machen das sehr gerne, die Tische halten an sich sehr lange. Rein theoretisch stimmt das aber. Unsere Möbel enthalten keine Schadstoffe. Außer dem Leim zwischen dem Linoleum und der Holzplatte.
Sie haben ihren Betrieb 1999 in Berlin gegründet, 2007 sind Sie nach Murnau umgezogen. Jetzt bauen Sie gerade neu. Das Geschäft läuft gut bei Ihnen?
Ja, das Geschäft ist enorm gewachsen. Wir haben mit drei Mitarbeitern angefangen, heute haben wir um die 30. Unsere Hauptabnehmer sind zu 70 bis 80 Prozent kleine Büros, die in Mengen von einem bis zu 15 Schreibtischen bei uns bestellen. Als Spezialisten für Linoleum sind wir außerdem Zulieferer für größere Unternehmen wie den Küchenhersteller Bulthaup oder die Firma Gira, die unter anderem Lichtschalter herstellt.
Das Thema der diesjährigen Handwerksmesse ist Handwerk 4.0 – wo in Ihrem Arbeits- und Produktionsalltag schlägt sich die Digitalisierung nieder?
Das beginnt ganz klar beim Kunden. Wenn er einen Tisch haben will, geht er bei uns auf die Website und stellt sich dort mit unserem 3D-Konfigurator einen Tisch zusammen. Er gibt die Maße ein, sucht sich eine von 20 Farben aus und bestimmt die Materialstärke. Außerdem kann er die Kantenart bestimmen: verschiedene Holzarten oder auch farbige Kanten. Zum Schluss ist es noch möglich, ein Tischgestell auszuwählen. Das Ganze passiert in Echtzeit. Während man den Tisch konfiguriert, ist er immer am Bildschirm sichtbar, zusammen mit dem Preis. Ich halte es für sehr wichtig, dass man im Blick hat, was das Stück am Ende eigentlich kostet.
Welche Rolle spielt die Digitalisierung bei Ihnen in der Produktion?
Sobald ein Kunde einen Tisch ausgewählt und bezahlt hat, schickt er die Bestellung ab. Mit dem Konfigurator erstellt der Kunde automatisch ein dxf-File, das bei uns in einer Datenbank landet. Dann geht der Tisch in den Zuschnitt und zu den entsprechenden Mitarbeitern. Da ist also keine zusätzliche Arbeitsvorbereitung nötig, auch keine Lagerkosten. In dem Moment, in dem der Kunde einen Tisch ausgewählt hat, weiß die Maschine schon, wie sie fräsen muss.
Sie betreiben seit 2005 einen Online-Shop. Damit waren Sie als Handwerksbetrieb ziemlich früh dran. Wie hat sich das Online-Geschäft seitdem entwickelt?
Es ist enorm gestiegen. Vor zehn Jahren war die Akzeptanz gegenüber Online-Shops noch lange nicht so hoch wie heute. Inzwischen ist es keine Seltenheit, dass Leute auch mal Büromöbel für 5.000 Euro bestellen. Vor ein paar Jahren war das undenkbar. Heute laufen 98 Prozent der Bestellungen bei uns über das Internet. Kundenbesuche vor Ort machen höchstens noch zwei Prozent aus.
Ist der Markt für Linoleum groß genug, damit das Geschäft weiter wächst?
Europa ist ein Markt mit knapp 500 Millionen Menschen, und fast jeder davon braucht einen Tisch. Nicht unbedingt einen Linoleumtisch, aber es ist eine gute Alternative. Zusammen mit Designern haben wir auch neue Produkte entwickelt. In den nächsten Wochen gehen wir zum Beispiel mit einem Regalsystem online. Das wird man dann auch wieder über den 3D-Konfigurator zusammenstellen können.
Interview: Benjamin Moscovici und Josef Wirnshofer
Foto: Michael Schuhmann |