"Man kann immer noch dazulernen"
Ralf Bisch-Chandaroff, Meister des Polsterer- und Dekorateurhandwerks aus Dresden
Ralf Bisch-Chandaroff führt zusammen mit seinem Bruder Jörg die Bisch-Chandaroff Werkstätten GmbH, die ihr Vater 1970 gründete. Das Unternehmen mit acht Mitarbeitern und zwei Auszubildenden ist auf hochwertige, textile Innenausstattungen spezialisiert. Jetzt ist noch eine Loungemöbel-Kollektion dazugekommen, die auf der Internationalen Handwerksmesse gezeigt wurde.
Herr Bisch-Chandaroff, anstatt von „Raumausstattung“ als Bezeichnung für Ihr Unternehmen sprechen Sie lieber von „Textilem Interieur“. Warum?
Der Begriff Raumausstattung ist doch sehr allgemein gehalten und auch etwas abgenutzt. Zudem wird er auch von angrenzenden Berufen, wie z.B. dem Maler, dem Bodenleger oder Renovierungsbetrieben verwendet, da unser Gewerk ja nicht mehr der Meisterpflicht unterliegt. Wir widmen uns jedoch mit echter handwerklicher Könnerschaft ganz dem textilen Interieur, in der Tradition des aus dem Französischen kommenden Tapeserie-Handwerks.
Sich von der Konkurrenz abzuheben ist also wichtig. Wie kommen Sie sonst noch an Kunden?
Das geht häufig über Mund-zu-Mund Propaganda. Wenn Kunden zufrieden mit uns sind, werden wir weiter empfohlen. Und natürlich sind wir in Dresden mit Architekten und Innenausbaubetrieben gut vernetzt. Wir akquirieren aber auch selbst: Ich habe in meinem Büro einen Ordner mit der Aufschrift „Wunschkunden“. Wenn ich z.B. in einem Magazin eine coole Firma oder ein Restaurant sehe, für das wir gerne einmal arbeiten würden, kommt eine Notiz in den Ordner. Und wenn ich mal Zeit habe, nehme ich Kontakt auf.
Wer zählt zu Ihren Kunden?
Ein Drittel sind Privatleute, zwei Drittel gewerbliche Auftraggeber. Wir arbeiten für die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, für Restaurants, Hotels und haben viele Firmenkunden mit komfortablen Büros. Da unsere Kunden teilweise international agieren, hat sich auch unser Radius entsprechend erweitert. Unsere Produkte und Leistungen finden sich daher auch z.B. in London, Barcelona oder Moskau.
Wie behauptet sich Ihr Betrieb auf dem umkämpften Einrichtungs-Markt?
Indem wir uns ständig weiterentwickeln. Überall kann man sich etwas abgucken, vor allem bei größeren Betrieben aus anderen Branchen. Wir folgen keinen Trends sondern versuchen für uns und unsere Kunden, sichtbar handwerkliche Qualität mit einer sicher gestaltenden Hand zu schaffen. Mit einer eigenen Produktreihe, der Loungemöbel-Familie BC2, soll das nun noch etwas besser gelingen.
Worum geht es dabei?
Bei BC2 handelt es sich um moderne Loungemöbel aus rein handwerklicher Produktion. Wir haben zwei Jahre an dem Projekt gearbeitet und kommen jetzt mit den ersten Möbeln raus. Ein Stuhlbaubetrieb fertigt die Gestelle für uns. Die Polsterarbeiten und die Stoffbezüge machen natürlich wir. Entworfen wurde die Serie vom Designbüro StephanPartner. Das gehört einem Freund von mir, der mich auch zu dem Projekt ermuntert hat. Die Sessel und Sofas haben drei Sitzbreiten und Lehnenhöhen und können über variable Rückenkissen weiter individualisiert werden. So finden klassisches Polsterhandwerk und zeitgemäße Designlösungen zusammen.
Und als nächstes kommt dann BC3 auf den Markt?
Aber sicher. Lassen Sie sich überraschen!
Die Fragen stellte Jens Christopher Ulrich
Foto: Michael Schuhmann |