Schmückendes Beiwerk aus Textilien
Raumausstattermeister Andreas Buchele aus München
Andreas Buchele leitet eines der letzten Geschäfte seiner Art: Die Josef Müller Posamenten GmbH. Er ist außerdem Geschäftsführer des Unternehmens Buchele Raumgestaltung – das sind zwei Unternehmen mit jeweils über 100-jähriger Tradition.
Unsere erste Frage, Herr Buchele, ist ganz einfach: Was sind Posamenten?
Posamenten kennt in der Regel niemand. Dabei war der Begriff früher weit verbreitet. Eigentlich sind Posamenten alles, was schmückendes Beiwerk aus Textilien ist. Es gibt sie zum Beispiel an Polstermöbeln. Jeder kennt eine Borte, die außen um ein mit Stoff bezogenes Möbel herum ist. Posamenten sind aber auch Quasten. Es ist also ein Oberbegriff von allen einzelnen Zierelementen. Schnüre, Kordeln, Quasten, Borten: all das sind Posamenten. Aber auch Hundeleinen können Posamenten sein. Und die stellen wir auch her.
Wo werden Posamenten hauptsächlich eingesetzt?
Früher war die Posamente klassischerweise an Dekorationen befestigt. Sie waren als zierendes Element an Drapierungen und an Möbeln. Ursprünglich kommt der Begriff aber aus dem Bereich der Tuchherstellung. Überall wo fransende Elemente an Tüchern eingewebt wurden, hat man schon früher von Posamenten gesprochen.
Aus welchen Materialien bestehen Posamenten?
Wir fertigen Posamenten aus klassischen Materialien wie Seide, Baumwolle oder Viskose, aber auch aus Metallgold und Metallsilber. Wir stellen aber auch Posamenten aus feuerfesten Materialien her. Dann sind sie aus einer bestimmten Art Polyester, hochveredelt und schwer entflammbar. Die werden dann oft in Hotels eingesetzt, wo die Posamenten waschbar sein müssen. Dort gibt es oft auch bestimmte Brandschutzbestimmungen.
Wie kam denn die Firma in Ihren Familienbesitz?
Das war eine Odyssee. Die Firma war immer schon in München und ist dann vor 45 Jahren an eine Firma in Mannheim verkauft worden, die auch Posamenten hergestellt hat. Die hat die Firma in München dann weitergeführt. Dann ist in den 80er-Jahren der Firmeninhaber gestorben und es gab niemanden, der die Firma hätte weiter führen können. Mein Vater war mit seiner Raumgestaltungsfirma ein sehr guter Kunde von Posamenten Müller und wurde dann gefragt, ob er die Firma weiterführen will.
Wie viele Mitarbeiter haben Sie heute?
Bei Posamenten Müller haben wir ein Stammpersonal von fünf Leuten. Dadurch, dass wir viele haben, die bei uns gelernt haben, können wir mit bis zu 13 Leuten an Projekten arbeiten.
Und welche Berufsbilder gibt es in Ihrem Unternehmen?
Wir haben alles von der Drehbank, Handarbeit, Weberei. Natürlich ist auch der Verkauf wichtig. Wir haben viele, die bei uns lernen. Viele Lehrlinge bleiben dann auch bei uns. Aber wir beschäftigen auch Quereinsteiger. Wir haben einen Mitarbeiter, der seit 15 Jahren bei uns ist, der hat Orthopädie-Technik gelernt. Wichtig ist, dass jemand fingerfertig ist, das Posamentenmachen lernt er dann bei uns.
Das Interview führten Elfi Heinke und Bastian Hosan
Foto: Michael Schuhmann |