„Eine Holzoberfläche ist praktisch unverwüstlich“
Edgar Seckinger, Schreinermeister aus Königsfeld
Edgar Seckinger hat eine weiche Sitzfläche aus Holz für Stühle und Bänke entwickelt. Seine Erfindung wurde auf der Internationalen Handwerksmesse in München mit dem Bundespreis für Innovation ausgezeichnet.
Was sind die Vorteile Ihrer Erfindung?
Das ist eine völlig neuartige Konstruktion, die Sie bisher auf dem Markt nicht finden konnten. Ein Sitzmöbel aus Holz mit glatter, sauberer Oberfläche, auf dem man aber weich sitzt – wie auf einem Kissen. Das ist wesentlich robuster und stabiler als ein Polster, das man alle sieben, acht Jahre erneuern muss. Die Holzoberfläche ist praktisch unverwüstlich.
Haben Sie schon häufiger etwas erfunden?
Nein, das war das erste Mal, dass ich etwas entwickelt und zum Patent angemeldet habe. Ich habe das aber nicht von Anfang an geplant. Die Entwicklung hat ungefähr zwei Jahre gedauert. Dann habe ich es aber noch mindestens ein Jahr liegen gelassen, weil wir einfach nicht die richtigen Materialien gefunden haben. Als dann mal die erste Bank gestanden ist, waren alle begeistert: der Bekanntenkreis, die Mitarbeiter.
Wie schwierig ist es für einen kleinen Betrieb neben der Alltagsarbeit den ganzen Weg von einer Idee bis zur Patentanmeldung zu gehen?
Das ist eine sehr spannende Sache, hat aber einen Nachteil: Es kostet natürlich alles Geld. Weil die Konstruktion aber so leicht in jedes Möbeldesign integrierbar ist, wollten wir uns absichern. Deswegen haben wir beschlossen, sie zum Patent anzumelden. Dafür haben wir die Handwerkskammer angerufen und dann hat es seinen Lauf genommen.
Welche Tipps hat Ihnen die Handwerkskammer gegeben?
Die haben uns zum Glück rechtzeitig darauf hingewiesen, dass wir die Konstruktion nicht vorher verkaufen dürfen. Sonst hätten wir kein Patent mehr beantragen können.
Beschreiben Sie uns Ihr Unternehmen.
Unsere Schreinerei ist ein kleiner Betrieb. Wir sind drei Mann. Ein Facharbeiter, ein Auszubildender und ich. Und meine Frau kümmert sich ums Büro und die Buchhaltung.
Viele Möbel oder auch Fenster sind ja heute aus Plastik. Haben Sie als Schreiner eigentlich noch viel mit Holz zu tun?
Generell arbeiten wir schon noch viel mit Holz, machen also Landhausmöbel oder Massivholzmöbel. Ich produziere aber nicht mehr so viel Neues wie früher, weil immer mehr große Unternehmen mit ihren Fertigprodukten auf den Markt kommen. Heute ist unser tägliches Geschäft: Reparaturen und Fenster einbauen.
Finden Sie als kleine Schreinerei genügend Nachwuchs?
Schwer. Es ist ja allgemein im Handwerk derzeit schwierig, Nachwuchs zu finden. Es kommt wohl – und das frustet mich – daher, dass der allgemeine Bildungswahn zunimmt. Wobei die Menschen, die ein Handwerk lernen am Ende bessere Chancen auf eine Anstellung haben. Junge Facharbeiter im Handwerk gibt es ja wenige. Daher bin ich froh, dass meine beiden Söhne sich auch für ein Handwerk entschieden haben.
Die Fragen stellten Johannes Kirchmeier und Moritz Stadler
Foto: Michael Schuhmann |